Dein Freund und Helfer

Karl-Heinz Neumann ist tot. Kalle, wie ihn seine Kumpels nannten, die mit ihm Platte machten, ist nicht mehr. Er lehnt noch wie jeden Tag, Beine ausgestreckt, in seinem schmutzigen roten Parka an dem Mäuerchen beim …-Platz. Zwei Münzen im Körbchen.

Kalle wusste, dass er sterben würde. Nicht so, wie alle Menschen ja irgendwann sterben werden. Vermutlich in einem kalten Winter erfrieren. Oder an seiner Zuckerkrankheit zu Grunde gehen, die ihm schon zwei Zehen gekostet hatte. Aber damit hatte er nicht gerechnet.

Sein Kopf mit den strähnigen Haaren ist zur Seite geneigt, ruht auf seiner Schulter. Das Blut, das träge aus seinem Schädel rinnt, lässt die klebrige Pfütze unter Kalle größer und größer werden.

Vor Kalle stehen Schutzmann Schwed und Schutzmann Dobrialska. Kalles Füße stecken in ausgetretenen Schuhen, lugen an dürren Beinchen aus der verschlissenen Cord-Hose, zeigen zehn vor zwei an.

Insgeheim war Kalle seines Lebens überdrüssig gewesen. Aber er hatte nicht mehr die Kraft, ihm ein Ende zu setzen.

Schutzmann Schwed spricht ins Funkgerät.

– Zentrale?
– Schutzmänner Schwed und Dobrialska hier.
– Wir haben hier einen 107 am …-Platz.
– Ja.
– Ja, der Asi-Killer hat wieder zugeschlagen. Selbes Muster wie vergangenen Dienstag im Stadtpark.
– Nein, keine Zeugen. Menschenleer hier.
– Gut, wir warten.
– Ende.

Schutzmann Schwed grinst Schutzmann Dobrialska an. Schutzmann Dobrialska lässt den blutverschmierten Baseball-Schläger aus seiner Hand in seinen Rucksack wandern. Mit einem Papiertaschentuch wischt er die Spritzer von seiner Hand. Die Beiden warten auf das Einsatzkommando.