Archiv der Kategorie: Empfehlenswertes
Mit den Worten Anderer
Bild: Harold Gilman
Spiel ist was heiteres
Zwei Entdeckungen
In München gibt es einen Samstag im Jahr, an dem nicht etwa die Münchner sich mitten in der Nacht ins Museum schleppen oder wie Vieh in Omnibusen von der einen Musikveranstaltung zur nächsten durch die Stadt karren lassen. Nein!
Diese Veranstaltung ehrt die menschliche Würde. Ganz gentil kann der Teilnehmende durch die Stadt schlendern, schmökern, verweilen, im eigenen Tempo. Heuer im Regen. Durch die Innenstadt. Mit Gummilatschen.
Im Flagship Store der Büchergilde findet man stets Schönes, Wertvolles, Unwiderstehliches.
Am Samstag, dem 11. Juni, widerstand ich dem Konsumtrieb nur durch Verzehr von Weissen Mäusen, die, in einer gigantischen, am Eingang strategisch aufgestellten Schale, den Besucher süsslich heranlockten.
Die Überspungshandlung mit den Mäusen half nur kurzzeitig. Im entzückenden Zuckerrausch wuchsen im gleichen Maße die Begehrlichkeit am Schönen und die Missbilligung des Konsumismus. Denn auch vor der heimtückischen Selbsttäuschung – es handele sich ja um Bücher, nicht etwa um reduntantes Zeug, wie Schuhe,– muss der Bibliophile auf der Hut sein:
das Gedruckte und Gebundene schmeichelt eifrig dem Eigenbild vom intellektuellen Wesen, und spottet hinterher mit staubigen, hüfthohen Stapeln des Ungelesenen.
Mit zähneknirschender Disziplin liess ich auch dieses lehrreiche Kartenset im Laden liegen.
Ovid sehen und hören
Dieser Vortrag erzählt (in englischer Sprache) von Ovids Metamorphosen in den bildenden Künsten der Renaissance und des Barocks.
Bild: Cornelis Bos
Sekundäres aus den Mediatheken
Zu Dostojewskij bietet der Bayerische Rundfunk ein kleines Referat und eine russische Produktion erzählt über sein Leben in einer opulenten Mini-Serie (deutsche Synchronfassung).
Und, falls das Sparschwein nocht nicht ganz leer ist, dieses Buch sowie auch dieses fand ich nach kurzer Netzrecherche zur Sekündärlitaratur in gedruckter Form.
Die Nabokovergüsse liegen vor.
Die letzten 100 Seiten
Während meiner Mühsal, rechtzeitig mit dem Buch fertig zu werden, muss ich stets Hürden und Hindernisse überwinden.
So auch heute. Inmitten Zweigs ekstatischen Äusserungen zu Sowjetrussland stolperte ich über ein Wort, dessen helles Läuten nicht nachlassen wollte und mich letztendlich zu Recherche zwang. Erfreulicherweise führte mich die Suche zu Zweigs Rezensionen, die – gottlob – vollständig online zur Verfügung stehen.
Das Wort: oblomovsche
Für diejenigen, die noch etwas Neugierde und Zeit fürs Sekundäres übrig haben, hier findet man das komplette Werk.
Bild: © Walt Louderback
Tausend Worte sagen mehr als ein Bild
Zufällig entdeckt: Verbrecherverlag.
Souverän-minimalistische Umschlaggestaltung, höchstens zweifarbig (das Auge dankt), grandios unseriöses Zeichen – erfrischend selbst-ironisch, zuvorkommend und zurückhaltend.
Fabelhaft.
The Sonnet Project
Brot und Butter. Goethe und Schiller. Tom und Jerry. Gin and Tonic. Statler and Waldorf…
NYC and Shakespeare.
Ein wunderschönes Projekt und eine großartige Idee, die Poesiejuwelen zu erleben.
Sekundäres
Liebe Schnelleserinnen und Streberinnen, wer mit dem Gedanken spielt, die aktuelle Pflichtlektüre ein drittes Mal zu lesen, kann sich dieses 800-seitige Sachbuch als eine löbliche Alternative zu Gemüte führen – bis zu unserem Treffen ein wahres Querlesathon. Nieder mit dem oberflächlichen Wikispicken – ab in das fundierte Sekundäres.
Romantisches und Fantastisches
Als Liebesromanautor würde kein halbwegs belesener Rezensent Jules Verne bezeichnen. Doch je weiter man die Empfehlung der SZ Weihnachtsliteraturbeilage liest, desto mehr verfliegt der Schreck, denn die „Liebe“ im Vernes „einzigen Liebesroman“ gilt, wie bereits in seinen früheren und weitaus bekannteren Werken, dem Meer. Um seiner maritimen Leidenschaft einen Rahmen zu geben, handelt Der Grüne Blitz vom Abenteuer der Liebe – vor der sagenhaften Kulisse der schottischen Westküste wird nach den perfekten Wetterverhältnissen gejagt.
Bemerkenswert ist, dass sowohl in der knappen Reklame des Buches in der SZ, als auch in dessen Bewerbung auf der Verlagsseite die traumhafte Verfilmung dieses Werks Vernes Erwähnung findet. Der Film ist in der Tat ein Kleinod voller Poesie und Zauber.
Eric Rohmer
Das grüne Leuchten
Kupferstich aus der Originalausgabe. Die Mare Verlag-Ausgabe glänzt mit zahlreichen solchen, einem Schuber und Leinenband mit Lesebändchen.