Zwei Entdeckungen
In München gibt es einen Samstag im Jahr, an dem nicht etwa die Münchner sich mitten in der Nacht ins Museum schleppen oder wie Vieh in Omnibusen von der einen Musikveranstaltung zur nächsten durch die Stadt karren lassen. Nein!
Diese Veranstaltung ehrt die menschliche Würde. Ganz gentil kann der Teilnehmende durch die Stadt schlendern, schmökern, verweilen, im eigenen Tempo. Heuer im Regen. Durch die Innenstadt. Mit Gummilatschen.
Im Flagship Store der Büchergilde findet man stets Schönes, Wertvolles, Unwiderstehliches.
Am Samstag, dem 11. Juni, widerstand ich dem Konsumtrieb nur durch Verzehr von Weissen Mäusen, die, in einer gigantischen, am Eingang strategisch aufgestellten Schale, den Besucher süsslich heranlockten.
Die Überspungshandlung mit den Mäusen half nur kurzzeitig. Im entzückenden Zuckerrausch wuchsen im gleichen Maße die Begehrlichkeit am Schönen und die Missbilligung des Konsumismus. Denn auch vor der heimtückischen Selbsttäuschung – es handele sich ja um Bücher, nicht etwa um reduntantes Zeug, wie Schuhe,– muss der Bibliophile auf der Hut sein:
das Gedruckte und Gebundene schmeichelt eifrig dem Eigenbild vom intellektuellen Wesen, und spottet hinterher mit staubigen, hüfthohen Stapeln des Ungelesenen.
Mit zähneknirschender Disziplin liess ich auch dieses lehrreiche Kartenset im Laden liegen.