»Durch das Tor eines Gasthofs der Gouvernementstadt N.N. fuhr eine durchaus hübsche kleine gefederte Kalesche, mit der gewöhnlich Junggesellen unterwegs sind: Oberstleutnants außer Dienst, Stabshauptleute, Gutsherren, die um die hundert Bauernseelen besitzen, kurz und gut, all jene, von denen man sagt, sie seien nicht ganz mittellos.«
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# 14 – „Die toten Seelen“ von Nicolai Gogol
Dieser berühmte russische Roman von 1842 über unmoralisches Gewinnstreben und Korruption ist von geradezu verblüffender Aktualität allenfalls die Methoden haben sich geändert: Bei Gogol reist ein wegen Bestechung entlassener Zolleinnehmer durch die Provinz, um den Gutsbesitzern verstorbene Leibeigene abzukaufen, weil diese in der Steuerbürokratie noch als Lebende gelten und ihm als fiktives Pfandobjekt bei Kreditinstituten Gewinn bringen sollen. Doch dabei werden die adeligen Verkäufer als die eigentlich seelisch und moralisch Toten entlarvt. Nikolaj Gogol (1809 – 1852), der russische Sprachvirtuose zwischen Romantik und Realismus und Vorbild Dostojewskijs, gilt als Meister der Groteske und Satire.