„Rabea und die Roboter“ von Ct. de Bug ist ein Entwicklungsroman, der sich wohltuend vom dem Einheitsbrei der Ponyhof-Romantik, Zauberer-Bücher und Jungs-und-Mädchenbanden-Geschichten für die Leserschaft der 12- bis 14-jährigen abhebt. In dreizehn lose zusammen hängenden Episoden beschreibt der Roman die Entwicklung der Teenagerin Rabea vom Beginn der Pubertät bis zur jungen Frau. Das Besondere an dem Buch: der Stil und die Komplexität der Geschichten entwickeln sich mit Rabea. Sind die ersten Geschichten noch von einer gewissen Schlichtheit und gut für 12-jährige geeignet, so werden die Episoden von Mal zu Mal vielschichtiger. Rabea begegnet auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden immer komplexeren Persönlichkeiten in immer verwickelteren Geschichten. De Bug eifert dabei auch hinsichtlich des viktorianischen Erziehungsideals seinem erklärten Vorbild „The Diamond Age“ von Stephenson nach, ohne dies jedoch, auch mit Blick auf die junge Leserschaft, wirklich erreichen zu können. Hierbei knüpft der Autor an die Vermittlung der klassischen Tugenden an und lehrt unterhaltsam, ohne zu belehren.
Die Rahmenhandlung ist rasch erklärt: sie spielt in einer Sternenregion am Rande unserer Galaxis in einer fernen Zukunft. Vor zwei Jahren tötete eine Epidemie fast alle Erwachsenen. Bis auf ganz wenige Alte blieben nur die Kinder zurück. Die zwölfjährige Rabea erhielt von ihren Eltern, einem Paar hoch dekorierter Diplomaten, vor deren Tod ein Raumschiff namens Aristoteles, einen überlebensgroßen Kampfroboter namens Nike, und den Rat, sich auf die Suche nach dem Heimatplaneten der Menschheit zu machen. Das Raumschiff ist dem Mädchen fortan Zuhause und Lehrer, und der Roboter bietet Schutz. Gerät Rabea in einer der Episoden einmal in zu große Gefahr, ist Nike der Deus Ex Machina, der Rabea immer wieder vor dem Wagnissen und Wirnissen einer von Robotern bewirtschafteten und von Kindern und Jugendlichen bewohnten Welt bewahrt.
Um es vorweg zu nehmen: am Ende findet die 19-jährige Rabea weder den Heimatplaneten noch die große Liebe. Ein Buch mit vielen offenen Enden. Charaktere werden in den Episoden entwickelt, um dann auf immer zu verschwinden oder in späteren Episoden in kleinen Nebenrollen wieder aufzutauchen. Ein Buch, das auch zum weglegen verleitet. Um es dann ein oder zwei Jahre später wieder in die Hand zu nehmen, wenn die junge Leserin oder der junge Leser die Reife für die nächste Episode erreicht hat. So wird Rabea erwachsen in einer Welt, in der es keine Erwachsenen mehr gibt. Und die Leserinnen und Leser mit ihr. Ein interessantes Experiment, auch vom literarischen Standpunkt.