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Im Film „Der Swimmingpool„, sitzt die 23-jährige Jane Birken in einer rustikalen Küche einer Villa, irgendwo in Südfrankreich, und spielt mit Brotkügelchen. Als Romy Schneider die Küche betritt, nötigt Birkin sie, zwischen den beiden zu wählen. Mit Widerwillen entscheidet sich Schneider schliesslich. Birken fasst zusammen: wenn man die Wahl hat, auch bei scheinbar Wertlosem, wie Brotkügelchen aus altem Brot, ist die Präferenz unausbleiblich.

Eine, in vielerlei Hinsicht, brillante Szene.

Nun sind Bücher keine Brotkügelchen. Die Präferenz entsteht schon beim Lesen. Manchmal wird der Urteil bereits beim ersten Satz, wenn nicht schon anhand des Umschlags, gefällt. Wie das Urteil zustande kommt und was hinter der Präferenz steckt wollte die Initiative Deutsche Sprache mit einem Wettbewerb ergründen. Anschließend erschien ein Kompendium der Siegersätze samt der eingesandten Erklärungen.

Um unserem Wettbewerb einen realistischen Rahmen zu geben, wird der bevorzugte erste Satz aus den überschaubaren Kontingent der Damselslektüren gesucht.

Aufstellung der ersten Sätze aus Bishergelesenem

Beitragsbild

It was a dark and stormy night.

Es ist allgemein bekannt, dass ein Buch nach dessen Umschlag beurteilt wird. Er ist es, der den zukünftigen Leser zum Kauf verlocken will. Doch wenn man das Vakat, die Widmung und den Schmutztitel überwunden hat und  – das Buch bereits  in den Händen – durch das buchbinderische Dickicht zum Inneren durchgedrungen ist, in der Intimität des ersten Satzes erst, wird man des Buches Wesen gewahr.

Es gibt legendäre Anfänge, die sich im Gedächtnis einnisten, ohne dass man jemals die dazugehörige Lektüre begegnet ist (oder sie gelesen haben zu wollen). „riverrun, past Eve and Adam’s, from swerve of shore to bend of bay, brings us by a commodius vicus of recirculation back to Howth Castle and Environs.“ ist ein solcher.

Mit dem Spiel wollten wir aber herausfinden, wie haftfähig die ersten Sätzen der bereits von uns genossenen Lektüren sind oder  – was übrig bleibt, nach dem die Bücher ins Regal gestellt, vom Kindle gelöscht, ins Treppenhaus gelegt, an Buchbörsen umgetauscht sind. Aber auch: Wie aussagekräftig sind sie? Erkennen wir sie wieder?

Bei unserem vorweihnachtlichen Treffen wurden 34 Anfangssätze auf den Prüfstand gestellt – mit überraschenden Ergebnissen. Beim Grölen und Grübeln, der Geruch vom Korken in der Nase, erfuhren wir einiges über das Ge- und Überlesene.

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