Zum Eigenen- und Allgemeinwohl: die Selbst-Appifizierung
Gefunden in der SZ, Printausgabe vom Dienstag, 31. Dezember, 2013
Zum Eigenen- und Allgemeinwohl: die Selbst-Appifizierung
Gefunden in der SZ, Printausgabe vom Dienstag, 31. Dezember, 2013
Liebe Schnelleserinnen und Streberinnen, wer mit dem Gedanken spielt, die aktuelle Pflichtlektüre ein drittes Mal zu lesen, kann sich dieses 800-seitige Sachbuch als eine löbliche Alternative zu Gemüte führen – bis zu unserem Treffen ein wahres Querlesathon. Nieder mit dem oberflächlichen Wikispicken – ab in das fundierte Sekundäres.
Es ist allgemein bekannt, dass ein Buch nach dessen Umschlag beurteilt wird. Er ist es, der den zukünftigen Leser zum Kauf verlocken will. Doch wenn man das Vakat, die Widmung und den Schmutztitel überwunden hat und – das Buch bereits in den Händen – durch das buchbinderische Dickicht zum Inneren durchgedrungen ist, in der Intimität des ersten Satzes erst, wird man des Buches Wesen gewahr.
Es gibt legendäre Anfänge, die sich im Gedächtnis einnisten, ohne dass man jemals die dazugehörige Lektüre begegnet ist (oder sie gelesen haben zu wollen). „riverrun, past Eve and Adam’s, from swerve of shore to bend of bay, brings us by a commodius vicus of recirculation back to Howth Castle and Environs.“ ist ein solcher.
Mit dem Spiel wollten wir aber herausfinden, wie haftfähig die ersten Sätzen der bereits von uns genossenen Lektüren sind oder – was übrig bleibt, nach dem die Bücher ins Regal gestellt, vom Kindle gelöscht, ins Treppenhaus gelegt, an Buchbörsen umgetauscht sind. Aber auch: Wie aussagekräftig sind sie? Erkennen wir sie wieder?
Bei unserem vorweihnachtlichen Treffen wurden 34 Anfangssätze auf den Prüfstand gestellt – mit überraschenden Ergebnissen. Beim Grölen und Grübeln, der Geruch vom Korken in der Nase, erfuhren wir einiges über das Ge- und Überlesene.


Als Liebesromanautor würde kein halbwegs belesener Rezensent Jules Verne bezeichnen. Doch je weiter man die Empfehlung der SZ Weihnachtsliteraturbeilage liest, desto mehr verfliegt der Schreck, denn die „Liebe“ im Vernes „einzigen Liebesroman“ gilt, wie bereits in seinen früheren und weitaus bekannteren Werken, dem Meer. Um seiner maritimen Leidenschaft einen Rahmen zu geben, handelt Der Grüne Blitz vom Abenteuer der Liebe – vor der sagenhaften Kulisse der schottischen Westküste wird nach den perfekten Wetterverhältnissen gejagt.
Bemerkenswert ist, dass sowohl in der knappen Reklame des Buches in der SZ, als auch in dessen Bewerbung auf der Verlagsseite die traumhafte Verfilmung dieses Werks Vernes Erwähnung findet. Der Film ist in der Tat ein Kleinod voller Poesie und Zauber.
Eric Rohmer
Das grüne Leuchten
Kupferstich aus der Originalausgabe. Die Mare Verlag-Ausgabe glänzt mit zahlreichen solchen, einem Schuber und Leinenband mit Lesebändchen.