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Spiel ist was heiteres

Zwei Entdeckungen
In München gibt es einen Samstag im Jahr,  an dem nicht etwa die Münchner sich mitten in der Nacht ins Museum schleppen oder wie Vieh in Omnibusen von der einen Musikveranstaltung zur nächsten durch die Stadt karren lassen. Nein!

Diese Veranstaltung ehrt die menschliche Würde. Ganz gentil kann der Teilnehmende durch die Stadt schlendern, schmökern, verweilen, im eigenen Tempo. Heuer im Regen. Durch die Innenstadt. Mit Gummilatschen.

Im Flagship Store der Büchergilde findet man stets Schönes, Wertvolles, Unwiderstehliches.
Am Samstag, dem 11. Juni, widerstand ich dem Konsumtrieb nur durch Verzehr von Weissen Mäusen, die, in einer gigantischen, am Eingang strategisch aufgestellten Schale,  den Besucher süsslich heranlockten.

Die Überspungshandlung mit den Mäusen half nur kurzzeitig. Im entzückenden Zuckerrausch wuchsen im gleichen Maße die Begehrlichkeit am Schönen und die Missbilligung des  Konsumismus. Denn auch vor der heimtückischen Selbsttäuschung – es handele sich ja um Bücher, nicht etwa um reduntantes Zeug, wie Schuhe,– muss der Bibliophile auf der Hut sein:
das Gedruckte und Gebundene schmeichelt eifrig dem Eigenbild vom intellektuellen Wesen,  und spottet hinterher mit staubigen, hüfthohen Stapeln des Ungelesenen.

Mit zähneknirschender Disziplin liess ich auch dieses  lehrreiche Kartenset im Laden liegen.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Der Sieg des Naheliegenden

Die Funktion der Sprache ist – was?– sich zu verständigen, zu kommunizieren, um mit einem Fremdwort gleich vorneweg das Sprachniveau festzulegen. Dabei ist die  Schönheit – des Wortklangs oder -Bildes (mit Wortbild wird das pittoreske, wie bei Gänseblümchen, gemeint; als Gegenbeispiel – ein sowohl im Klang als auch im Bild weniger malerisches Wort – Drahtzieher)  irrelevant.

Der Plebs schert sich ein Dreck um die Ästhetik. Unumstößlicher Beleg hierfür sind die spastischen Neuschöpfungen in der Umgangssprache – kakophone Missbildungen, widerspenstige Zecken im zarten Fleisch der Sprachkultur. Vokuhila, um nur ein Beispiel zu nennen,  ist eher ein Torture Garden als ein Picturesque.

In einem Artikel der SZ, im regionalen Teil der Pfingstausgabe (2016) über Kioske und der Provinzialität Münchens, sticht ein eben solcher Wortdorn ins Auge, der in der kulturellen Ödnis der Bundeshauptstadt gedeiht:

Späti.

Nach so einer Sprachwucherung hilft auch keine „mäandernde Wellblechwände“ oder das
„Nullachtfuchzehneinerlei“. Hingerotz in einem Tetrapackweinrausch, klebt diese, diese Späti nun an der Umgangssprachbacke fest. Da hat die Bundesbahn noch mal Schwein gehabt.