Samstag, 19. April 2014

Kleptokratie

Gefunden in Command Authorityals Beschreibung der aktuellen Herrschaftsform der
Russischen Föderation.
Interessanterweise, werden in der Wikipedia  – u. a. – folgende Nationen, die diese Form der Herrschaft aufweisen oder aufwiesen, aufgeführt:

Zaire, Nigeria und Russland.

Unser Lieblingsphilosoph äussert sich zu diesem Thema hier und hier (etwas ausführlicher).

Nr. 37

Heinrich Böll Fürsorgliche Belagerung
Freitag, 11. April 2014

Eindrücke und Gedanken
Seit Jahren engagiert sich Mariss Jansons, Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, in unnachgiebiger Überzeugungsarbeit, durch Spenden in Form von Gageverzicht für Münchens Musiklandschaft. Mit beharrlicher Hingabe hält er das Gespräch lebendig für den Bau eines neuen Konzertsaals in der Bayerischen Hauptstadt: mit Klagen über die unbestritten verpfuschte Akustik im Gasteig und die ebenso wenig ideale des Herkulessaals. Auf Reisen, beispielsweise in Japan, erfahren die Musiker des Orchesters, wie es auch in München sein könnte: »…der Klarinettist Werner Mittelbach erklärt, was die besondere Akustik der Suntory Hall ausmacht: „Dort hört man die Kollegen so, wie man sie hören muss. Und man hört sich selbst so, wie man sich hören muss. …« (SZ Magazin aus 
Heft 10/2008 München braucht einen neuen Konzertsaal! Ein Plädoyer. von Johannes Waechter) Auch in der aktuellen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung spricht Daniel Barenboim über das Zuhören. Als Spielender, aber auch als Publikum ist das aufmerksame, geduldige Zuhören die Voraussetzung, um Musik zu erschaffen und zu erfahren, die unentbehrliche Achtung vor dem Klang, aber auch vor der Stille, also dem Klanglosen, gegenüber.

Für Akustikbanausen wird die Tragweite der Entscheidung, eine gestalterisch wertlose IKEA Pendelleuchte wegzurationalisieren, erst später, im Gedröhn des Gesprächs von sieben Damen, akut bewusst. Erst später, inmitten von kakophonem Kauderwelsch, offenbart sich auch die Bedeutung von Geduld und Höflichkeit – das bedachtsame Selbstvertrauen, dem Gesprächspartner (oder den Gesprächspartnern) den gleichen Stellenwert einzuräumen wie sich selbst: das Stillsein. 

Unser Canetti-Treffen verliess ich mit Freude über das entstandene Gefühl, bereichert worden zu sein, das – im Nachreflektieren ersonnen – nur durch Zuhören entstehen konnte. Der Böll-Abend bot ebenfalls Momente, in denen das Stillsein und Zuhören weitaus bedeutsamer waren als die Selbstmitteilung. Durch Stillsein und Zuhören  – so absurd, wie es klingen mag – konnte die bis dahin herrschende Gedankenwirrnis aufgelöst, mit Neuem ergänzt und zu einem Sinnvollen vervollständigt werden. Während des Lesens entstehen unzählige, zusammenhanglose Skizzen, ein oftmals frustrierendes Weißes Rauschen der Ideen, das, wenn ich innehalte und den Anderen lausche, sich in Wohlklang auflöst. Des Öfteren werde ich von diesen Augenblicken der Luzidität übermannt – mit Hilfe der Ideen Anderer klingt die ohrenbetäubende Dissonanz ab, es bleibt nur das euphonische Echo des Verständnis’.

Eine Aussage hallt immer noch nach: Bölls bemerkenswerte Toleranz (von Gamsel lobend erwähnt), sein emphatisches, urteilsfreies Dokumentieren der Werdegänge und Geschehnisse, das Nicht-Richten über seine Charaktere finde ich, im Nachhinein, auch heldenhaft. Heldenhaft, wenn man bedenkt, wie meinungsstark Böll auftrat, wie bedingungslos seine Ansichten waren.

Bildeindrücke des Abends

© Rheinisches Bildarchiv Köln (Portrait Heinrich Böll)

Greise im Gasteig

Vor einigen Jahren hat Herr Sick im ausverkauften Philarmoniesaal im Gasteig knapp 2.400 Münchnern einen Grammatikkurs verpasst, samt VIP-Lounge, Sponsoren und Goody-Bags. Den Besucherzahlen nach zu urteilen, war Sanfranskis gestriger Buchpromotion-Event eher eine Fußnote im Kulturprogramm – zum vermeintlichen Q & A-Plausch erschienen vielleicht 225 Interessierte. Die Tatsache, dass das Damselsquintett im Foyer vor der Black Box als „Schulgruppe“ angesprochen wurde, sagt Einiges über das Durchschnittsalter von Safranskis Fangemeinde aus.

 

»rigide Stadtplanung«, Teil 2

Am Dienstag, den 1. Juli 2014, findet die Vernissage
»PLÄTZE IN DEUTSCHLAND 1950 UND HEUTE« nun in Stuttgart statt. Vielleicht gelingt es uns die Ausstellung über Städteentwicklung doch noch zu besichtigen. Was man über Stuttgart hört, verspräche bereits der Stadtausflug eine Untersuchung in schiefgeratene Städteplanung zu werden.

Samstag, 15. März 2014

Suppenhaftigkeit

Gefunden im Feuilleton der Printausgabe der SZ vom 15./16. März, im Artikel über den aktuellen Stand der Lewitscharoff-Debatte. Der Artikel spricht über Lewitscharoffs „Zurückrudern“, als Reaktion auf die entstandene Kritik an ihrer „Dresdner Rede„.
Die „Argumenten-Suppe„, die in Lewitscharoffs Rede gebraut wurde (wie Frau Schöne-Seifert empfunden habe), kocht der Autor im Laufe des Artikels zu einer „Suppenhaftikeit“ zusammen.

C.D. auf BBC

Voller Entzückung berichtete Damselá über die in 2011 entstandene BBC-Produktion der Great Expectations. Diese Verfilmung des grossartigen Romans von Charles Dickens wurde kürzlich auf ARTE in drei Teilen ausgestrahlt.

Ray Winstone als Abel Magwitch erscheint mir eine sensationelle Wahl. Sein Cockney-brüllender, cholerisch-kapriziöser Henry VIII hat mich Begeistert – ein fabelhafter Casting-Clou inmitten der historisch-inakkuraten Zuckerguss-Seifenopern wie The Tudors oder The Borgias, Irons hin oder her.

Ganz und gar nicht empfehlenswert ist die Verfilmung des gleichen strapazierfähigen Stoffes von Main Street Films, der im Herbst letzten Jahres Europas Kinos heimsuchte. Der versatile Ralph Fiennes als Magwitch war zwar mürrisch und trotzte dem Zuschauer stellenweise Sympathie ab, hinterliess jedoch keinen bleibenden Eindruck. Die gruselige Helena Bonham Carter spielte einen inzwischen verschabloniserten Bonham-Carter-Signature-Sonderling, samt der obligatorischen Quadratkilometer Kunstspinnwebenumhüllung und vertraglich festgelegter Moorleichen-Maquillage.